Wenn ich aktuell auf meine Pumpe angesprochen werde oder von mir aus davon erzähle bzw. schreibe, steht ein Thema immer im Vordergrund: die Ablehnung der weiteren Kostenübernahme durch die Krankenkasse. Obwohl ich irgendwie damit gerechnet hatte, war der Moment, in dem ich die Entscheidung schwarz auf weiß hatte, wirklich schwer zu verdauen – und kostete mich ein paar Tränchen.
Die letzten Monate mit meiner Pumpine liefen gut – ich denke, dafür, dass ich keine Bauchspeicheldrüse bin, manage ich die Insulinversorgung für meinen Körper ganz akzeptabel. Ich bin viel weniger unterzuckert – vor allem nachts – und kann inzwischen Pizza mit einem verzögerten Bolus abdecken, ohne blutzuckermäßig total abzudriften.
Mein HbA1c liegt allerdings nahezu unverändert bei 7,5 %. Für mich ist das kein großes Problem, der Medizinische Dienst der Krankenversicherung (MDK) nimmt dies aber als Grund, meinen Diabetes als schlecht eingestellt einzustufen, und das wiederum bedeutet für meine Krankenkasse, dass es sich nicht lohnt, mir die Insulinpumpentherapie (CSII) weiterhin zu bezahlen und verweist auf den Wechsel zurück zur intensivierten konventionellen Therapie mit Insulinpen (ICT).
Ich hatte Zweifel – aber die Pumpe hat mich überzeugt
Lange bevor ich mich dazu entschieden hatte, eine Insulinpumpe zu beantragen, hörte ich immer von allen Seiten – von Ärzten oder Betroffenen – dass kaum einer den Schritt zur Pumpe bereue und dass der Wechsel so viele Vorteile für die individuelle Diabetes-Therapie bedeute. Ich habe daran gezweifelt, weil ich, wie in den ersten Teilen meiner Pumpine-Reihe beschrieben, die Pumpe für einen Krankheitsmarker hielt. Aber ich wurde überzeugt. Und zwar nicht von den Stimmen der anderen, sondern von meiner eigenen Erfahrung.
Wir alle wissen, wie viele Faktoren die Blutzuckerwerte beeinflussen. Neben Essen, Bewegung, Gesundheitszustand (physisch oder psychisch) und vielen anderen Dingen ist es eben auch der Hormonhaushalt, der da mächtig mitmischt.
Nachdem ich im August letzten Jahres die Antibabypille abgesetzt habe, wurde mir das von meinem Körper noch einmal extra deutlich gemacht. Bis mein natürlicher Zyklus sich einigermaßen eingespielt hatte – und das ist noch nicht lange her – hatte ich teilweise unberechenbare Blutzuckerwerte, die ich nicht innerhalb weniger Tage in den Griff bekommen konnte. Es hat Wochen gedauert, um ein Schema zu erkennen und daraus schließen zu können, wann ich die Basalrate auf 140% setzen und wann ich sie wieder absenken sollte. Inzwischen läuft es ganz gut. Aber was soll ich machen, wenn ich wieder nach der ICT spritze und keine in dieser Form flexible Basalrate zur Verfügung habe? Ich weiß es nicht. Und es macht mir wirklich etwas Angst, plötzlich vor diesem Problem zu stehen.
Ich bin keine Bauchspeicheldrüse
Genau diesen Punkt habe ich auch in meinem eingereichten Widerspruch genannt. Neben einer weiteren Sache, die die perfekte Einstellung meines Diabetes deutlich erschwert: meine Multiple Sklerose. Ich lebe fast durchgehend mit erhöhten Entzündungswerten im Blut. Je nachdem, wie stark diese gerade schwanken, schwankt natürlich auch mein Blutzucker. Und in dem Fall kann ich nichts anderes tun als handeln, wenn es so weit ist. Ich kann dem nicht vorbeugen, ich kann nicht hellsehen, ich bin keine Bauchspeicheldrüse, ich kann nicht den Job eines ganzen Organs perfekt ausüben. Schon gar nicht, wenn ich nebenher auch noch ein bisschen leben möchte. Aber ich gebe doch mein Bestes. Schließlich geht es um nichts anderes als mich selbst, wenn es um meine Gesundheit geht.
Medizinisches Equipment oder ein Smartphone?
Neben den ganzen Vorteilen für die Therapie hat die Pumpe noch einen ganz anderen Aspekt für mich: Der Diabetes ist viel unsichtbarer geworden. Es ist das Gegenteil von dem, was ich früher dachte. Aber durch das Abgeben des Bolus durch den Diabetesmanager (die Fernbedienung zur Pumpe) fällt es kaum noch auf, wenn man nebenher mit dem Diabetes beschäftigt ist. Eher fällt man als unhöfliches Gegenüber auf, das nebenher an seinem Handy spielt – so modern kann Diabetes-Zubehör inzwischen aussehen. Ich kann mir in diesem Moment überhaupt nicht vorstellen, mir wieder ständig eine Pen-Nadel in den Bauch und in die Beine zu piksen. All die blauen Flecken, die ich immer hatte, vermisse ich nicht wirklich. Außerdem sind da auch immer noch meine Lipohypertrophien an meinem Bauch, die einen Großteil der möglichen Spritzstellen bedecken.
Ich bin nicht bereit für den Schritt zurück zur ICT. Ich bin nicht bereit für den Rückschritt.
(Dieser Beitrag ist am 28. April 2017 in der Blood Sugar Lounge erschienen.)