Leas Blogparade: Das erste Mal mit Diabetes…

… das Essen nicht wiegen.
In den ersten Monaten nach der Diagnose habe ich, neben Brot, Nudeln, Kartoffeln usw. auch Nutella, Ketchup und Obst gewogen und beim Trinkglas genau gewusst, bis wohin es gefüllt sein darf, um nicht 1mm zu viel Milch für 2 BE zu enthalten. Aber irgendwann kamen Situationen auswärts oder auch der Anspruch, Lebensmittel so einschätzen zu können… oder die Küchenwaage ging kaputt. Am Anfang habe ich weniger die Bestandteile eines Produktes betrachtet und mir da irgendetwas zusammenfantasiert. Aber ich war eine kleine Perfektionistin, was Berechnung anging, darum habe ich doch öfter das, was mir als zu “unberechenbar” erschien, liegen lassen.
 Kuchen rede ich mir übrigens immer mit sehr, sehr wenigen BE schön. Darum muss ich fast jedes Mal nachkorrigieren… lalala. – Aber kennt ihr dieses: Ich will nicht, dass ich viel dafür spritzen muss, also geht das schon so?

… eine “Wunderheilung” erfahren.
Den meistens passiert das wohl während der Remissionsphase: kein Insulin gespritzt und trotzdem super Werte. Keine Ahnung, ob ich damit alleine bin, aber der Wunsch-Gedanke daran, dass der Diabetes weg ist, hat mich da am Anfang oft tief fallen lassen. Heute bin ich eher überfordert, wenn etwas nicht alltägliches dazu führt, dass ich weniger Insulin brauche und ich nicht einschätzen kann, wie viel ich nun spritzen sollte oder wie verzögert oder dies oder das.
 
… unverhofft einen anderen Diabetiker entdecken.
Abgesehen davon, dass ich bis heute keine “Lösung” für die Situation habe, wenn bei irgendwem die Pumpe am Hosenbund klemmt, das CGM/FGM rausblitzt oder jemand den Diabetes-Ausweis vorzeigt, war das die ersten Male DAS DING! Weil: Auch, wenn wahrscheinlich jeder von uns will, dass es egal ist, wer Typ 1er ist und wer nicht, haben wir trotzdem eine Gemeinsamkeit, eine Besonderheit. Wir sind ne Gang, mir egal, ob ihr das wollt.
Das erste Mal mit einer anderen Typ 1erin gesprochen habe ich in einer Arztspraxis, in der sie gearbeitet hat. Der Gesprächsverlauf war in etwa:
Sie: “Ich zum Beispiel habe Diabetes Typ 1.”
Ich: “OH MEIN GOTT, ICH AUCH!”
Sie: faselfasel
Ich: faselfaselhihihi

… sämtliches Zubehör Zuhause vergessen.
(Oder nicht genug Teststreifen/Insulin dabei haben)
Muss ich sterben? Bekomme ich was in der Apotheke? Notarzt? Krankenhaus? HIIIIIILFE!
P.S.: Ich musste nicht sterben.

… darüber nachdenken, dass diese Krankheit bleibt, egal, was du tust.
Dieser erste Gedanke daran wird bestimmt 2008 in meinem Kopf aufgetaucht sein, doch auch jetzt fällt es mir nicht leicht, mich damit auseinander zu setzen. Man kann damit (heutzutage) gut leben, ja. Durch den Diabetes sammele ich Erfahrungen, die ich sonst nicht gemacht hätte, ja. Und ich kann selbstständig und selbstbestimmt trotz der Krankheit handeln, ja. Aber was, wenn ich so alt bin, dass ich das nicht mehr kann? Wenn ich jemandem anvertrauen soll, meinen Körper so einschätzen zu können, wie ich es kann…. Der Gedanke macht mich fertig. Er machte es beim ersten Mal und er wird es auch beim nächsten Mal tun.

 Hier kommt ihr zu Leas Post und einer Linkliste mit weiteren ersten Malen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert