Faltige Sorgen und n blutiges Herz

Meine aktuelle Definition von “gut”: Im Nieselregen Autofahren und dabei mit Kaffeemundgeruch Delay von den Intergalactic Lovers mitsingen.
Ich habe im Moment Probleme – in der Tat mehr als nur eines – damit, Zuhause zu sein. Oder eher damit, Zuhause zu bleiben. Keine Ahnung, warum, aber es macht mich unheimlich hektisch. Schon zum Frühstück sitze ich vorzugsweise in meinem Lieblingscafé. Ausschlafen muss ich nicht, wenn das bedeutet, früher das Haus verlassen zu können. Was danach kommt, hängt vom Wetter und der Zufriedenheit mit dem Ergebnis meiner gemalten Augenbrauen zusammen. Ich will raus und weg und leben. Vielleicht rauchen und scheiße tanzen oder auch nur auf ner Parkbank sitzen, böse guckend, aus der Angst heraus, angesprochen zu werden. Mir geht es ganz gut, glaube ich. Ich würde gerne etwas intensiver ignorieren können, dass auf August September, Oktober, November und Dezember folgen. Aber sonst ist es gut. Mein Herz ist blutig und meine Sorgen faltig. Ich wünsche mir zurzeit nichts. Neulich, als dieses Sternschnuppen für Jedermann-Ding war, hat mich das echt gestresst. Bisher sahen meine Wünsche immer so aus: 1. Schön sein, 2. Nicht mehr allein sein, 3. Ein 08/15-Leben führen – Studium, Job, Hochzeit, Kinder, Scheidung, Kurzhaarschnitt, Wechseljahrsbeschwerden, Rente, Tod. Egal ob ich Geburtstagskerzen ausgepustet habe, Münzen in nem Wunschbrunnen versenkt habe oder mir ne Wimper ausgefallen war, das waren meine Anliegen. Mit dem Hintergedanken, dass es alles für mich ändern würde. Doch jetzt reicht es mir, meinen eigenen Weg zu haben. Klar, son eigener Weg, den ich mit weniger Hintern beschreiten könnte, wäre nichts schlechtes. Aber wenn das mit meinem Sorgenfalten bekommen vom Sachen mit Herzblut machen so weitergeht, brauche ich vielleicht einfach mehr Haut, die dafür zur Verfügung steht.
Jetzt muss ich nur noch lernen, mir zu genügen. Nichts schwerer als das. Diese sein eigener bester Freund sein-Sache ist echt komplizierter als man denkt. Driftet auch so leicht in Selbstgespräche ab.
“Ich höre dann jetzt auf zu schreiben, Katharina.” – “Ist okay, Katharina.” – “Tschüss, Katharina.”

1 Kommentar zu “Faltige Sorgen und n blutiges Herz”

  1. Wünschen sich nicht die meisten ein Leben, was völlig normal ist? Nur was ist denn wirklich normal? Früher dachte ich immer "du wirst erwachsen, Mitte 20: Mann, Beruf, und erstes Kind" – hihi von wegen, da kam leider die Depression dazwischen. Ich denke meine Vorstellungen waren für mich auch nicht wirklich passend….zu mir passt es einfach nicht sesshaft zu werden, mich völlig zu binden und beim Thema Kinder bin ich auch sehr zwiegespalten. Du bist nicht alleine mit deinen ganzen Gedanken, liebe Katharina.

    Annie

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