“Das Leben lebt, es ist ein wunderschöner Sommertag.”

Der Sommer kennt all meine Zweifel und ich werfe ihm mehr als jeder cosmopolitischen Modezeitschrift, die einen Frauennamen als Titel trägt, vor, meine Komplexe zu schüren. Ob diese eingeredet oder doch berechtigt sind, überdenke ich während der nächsten 21 Spaghettieis in den kommenden 7 Tagen. Dennoch kann ich bereits zum jetzigen Zeitpunkt sagen, dass ich absolut nicht sein Typ bin. Ein Sommer-Typ, meine ich, rein äußerlich. Ich bin hellhäutig und dunkelhaarig und anstatt braun werde ich dunkelblass mit Rotstich. Und dann ist der Sommer auch noch immer so wie ein Autobahncrash mit brennenden Fahrzeugen, bei denen keine Person zu Schaden kommt. Alles knallt, alles ist heiß, alles ist hell und vor allem: Alle wollen wissen, was passiert ist. Alle schauen hin. Alle sind erleichtert und keiner kann sich richtig freuen. Und danach ist alles anders. So ist der Sommer. In meiner Fantasie ist er immer wunderschön. Bevor er da ist, habe ich Hoffnung, dass dieser Sommer anders ist, als in den Jahren zuvor. Wahrscheinlich war jeder Sommer wunderschön. Nur nicht so, wie in meiner Fantasie. Ich meine, Menschen singen Lieder darüber, dass der Sommer in der Stadt ist. Und in keiner Strophe geht es darum, dass man wegen Sonne, Wärme und Erdbeerkuchen nach Alaska fliehen sollte, um der Sache zu entkommen. Würde ich weniger in der Vergangenheit und der Zukunft leben, würde ich den Sommer lieben. Dann, wenn er da ist. So liebe ich ihn im Frühling und im Herbst. Und dann vermisse ich ihn sehr. Mir geht es besser im Sommer. Ich denke sehr viel an „Was wäre, wenn“ und an „Wäre es anders, wenn“. Und dann geht es mir doch schlechter im Sommer. Mein Jahresrhythmus ist in der Schulzeit hängengeblieben. Nach den Sommerferien fängt was Neues an, etwas, das einen näher zum Ziel bringt. So denke ich. Ich warte darauf, dass es beginnt. Das Leben mit dem Ziel. Und fürchte das Ende der Zeit ohne Anfang. Die Zeit, die da ist, ohne dass ich Angst haben muss, dass sie vergeht. Ich liebe Zeit. Nur nicht, wenn ich warte. Jedes Jahr rechne ich damit, dass mit dem Sommer mehr geht als nur die Erdbeersaison. Es vergeht die Erinnerung an unverletzte Menschen und es bleiben Bilder von brennenden Autos. Und dabei ist es einfach nur eine Jahreszeit. Und ich liebe doch Zeit. Aber nicht, wenn ich immer wieder auf sie warten muss.

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