Manchmal glaube ich, eine Ahnung von meiner Person zu haben. Eine Idee davon, was das wird, wenn es fertig ist. Problem: Wann ist ein Mensch fertig? Ich denke immer noch in „Wenn ich groß bin“-Phrasen. Wie gruselig es wäre, wenn ein Mensch fertig ist oder es überhaupt sein könnte. Nicht kaputt-fertig. Sondern alle-Level-durchgespielt-fertig. Wobei es sicher diejenigen gibt, die mit einem gepflanzten Baum, einem Haus und einem irgendwo zwischen Haus und Baum spielendem Kind ihre Ziele als erreicht ansehen un denken, das ist dieses “fertig”. Aber mir geht es gar nicht um die persönlichen Ziele. Mir geht’s um dieses undefinierbare in unser aller Dasein. Wenn ich groß bin, will ich wissen, wo da der ganze Sinn ist. Warum man so oft kaputt-fertig ist und wieso es wichtig ist, was man wird und wie man wird und ob es hilft zu denken oder ob nicht zu denken nicht irgendwie easier wäre und während ich das denke, denke ich mir gleich die Antwort dazu und ich antworte der Antwort. Und das macht mich schon wieder ein bisschen kaputt-fertig, bringt mich dem Persönlichkeits-Fertig aber kein Stückchen näher. Was gut ist, weil ich ja fertig zu sein irgendwie gruselig finde. Trotzdem wüsste ich so gerne mehr darüber.
Weder an meiner Körpergröße noch an meinem Alter kann es liegen, dass ich mich nicht als groß ansehe oder mich so wahrnehme. Aber in meiner Welt fehlen mir bestimmte Eigenschaften, ohne die ich keinesfalls startbereit für das ganze schöne Chaos zwischen Köpfen und Herzen und Bäumen und Häusern sein kann. Ich kann zum Beispiel keine geraden Brotscheiben schneiden – ohne gerade Brotscheibe keine Competition. Außerdem richten sich meine geplanten Veränderungen im Leben eher nach dem Schuljahreswechsel als nach Silvester. Und in Wahrheit habe ich nicht den reinsten Schimmer vom Datum des Sommerferienendes. Deswegen kommen Veränderungen einfach wie ein Regenschauer an warmen Tagen dazwischen. Das unangenehme daran: Man wird nass. Das angenehme daran: Petrichor.
Zwischen all das drängt sich immer wieder dieser Moment, der mir einreden will, dass ich irgendwie einen Plan habe. Oder zumindest die Herangehensweise an die Planung verstanden habe. Ich fühle mein Herz und ich fühle meine Seele. Und beides sind harmonische Pissnelken. Irgendetwas zwischen oberflächlich und tiefgründig und voller Liebe und Schmerz und so emotionslos. So recht weiß ich nicht wie, aber ich habe meinen Weg damit gefunden. Ein Weg, auf dem ich so viel denke, dass mir manchmal der Treibstoff dafür ausgeht und dann will ich auftanken und lande an siffigen Tankstellen und kann mich nicht durchringen, kurz durch die Pisse der LKW-Fahrer zu waten, um danach weiter zu können. Weiter weg. Oder auch einfach nur voran. Und dann wird’s manchmal dunkel. In mir, um mich. Und ich frage mich, was all dieser Persönlichkeitskram soll und warum zu genau meiner Person dieses kaputt-fertig sein gehört, aber nicht das Gefühl, jemals fertig mit mir sein zu werden. Manchmal ist es, als würde ich mich von Tag zu Tag verändern. Mich entwickeln. Wer werden. Jemand sein. Und dann bin ich. Für einen Moment bin ich da und ich bin glücklich und dann geht’s weiter. Und der Regen an warmen Tagen wässert meine Pissnelken in Kopf und Brust und danach riecht alles nach Veränderung. Und dann bin ich ich. Und das reicht.