Eigentlich sollte es Frühling sein. Aber der Himmel ist grau und voller Wolken. Vielleicht, weil die Wolken jetzt jemand besonderen tragen müssen.
Vor nicht einmal zwei Monaten wurde bei meinem Pferd Krebs diagnostiziert. Der gesamte Schlauch (der Pferde-Penis) war betroffen. Die Tierärztin sagte, dass es schwierig wird, damit den Sommer zu überstehen. Jetzt ist der Sommer in meiner Wahrnehmung noch so weit weg. Und mein Pferd musste trotzdem schon gehen.
Farandi ist gestorben mit knapp 24 Jahren auf seinem braunen Isi-Buckel. Am 30.04.2017. Mein kleiner Mann. Mein treues Spinnpferd.
Vielleicht kennt ihr das, wenn ein Tier mehr Halt gibt, als jeder Mensch in der Nähe es kann. Farandi und ich kannten uns 13 ½ Jahre. Wir sind zusammen gewachsen. Wir sind zusammengewachsen. Ich weiß, dass ich nie wieder zu einem Pferd so eine Beziehung haben werde. Ich denke, ich will es auch gar nicht. Auch weil ich nicht noch einmal so traurig sein möchte.
Ich habe mir Gedanken gemacht übers Traurigsein. Ich denke, das Ausmaß der Traurigkeit ist ebenso groß wie all das Glück, das man durch den, den man verliert, je erlebt hat. Nur dass die Traurigkeit wie eine Lawine über einen rollt und das Glück immer in Schneeflöcken oder vielleicht mal in Schneeballschlachten auf einen traf. Es ist die gleiche Menge an Emotionen. Und wenn ich diese große Traurigkeit spüre, weiß ich, wie viel Glück Farandi in mein Leben gebracht hat. Es ist nicht so, dass mir das vorher nicht bewusst war. Jedes Mal wenn ich ihn ansah war es mir bewusst. Jedes Mal wenn er seine voller Futter-Sabber hängende Nase an mir abwischte, war es mir bewusst. Jedes Mal, wenn er in seinem Schritt allen wegrannte, im Galopp aber kein bisschen schneller war als andere im Trab, war es mir bewusst.
Ich bin so traurig.
Weil ich nie wieder seinen staubigen Pferdegeruch riechen kann. Weil ich mich nie wieder an ihn lehnen kann. Weil wir uns nie wieder unser gegenseitiges Vertrauen zeigen können.
Der Moment, in dem ich zum Abschied seinen toten Körper sah, hatte nichts mehr mit meinem Pferd zu tun. Ich weiß, dass seine Seele irgendwo anders hingegangen ist. In seinem schnellen Schritt. Vielleicht ist er die letzten Meter getrabt, wie das letzte Stück zur Weide. Und jetzt ist er da, wo, es schön ist.
Ich hoffe, so sehr, dass es ihm jetzt gut geht. Und mir irgendwann auch wieder.
Aber vergessen werde ich ihn und den Tag, an dem er starb, nie.
Das tut mir soo Leid! Und ich kann dich so gut verstehen. Vor zwei Wochen musste mein Hund, den ich damals als 5 Wochen alten Welpen zum 12ten Geburtstag bekommen habe, gehen. Das erste Mal in der Hand hielt ich ihn, als er drei Tage alt war und die Augen noch geschlossen waren. Jetzt, fast auf den Tag genau, 16 Jahre später ist er weg. Seit 8 Jahren war das meine allergrößte Angst. Als ich damals realisierte, dass er 8 ist und mir vielleicht nicht mal mehr weitere 8 Jahre bleiben würden (wie Recht ich damit hatte) fing ich schon an zu weinen. Die letzten Monate wurde es immer klarer, dass er bald gehen muss und ich versuchte mich darauf vorzubereiten. An dem Tag, als ich die Nachricht erhielt, bracht trotzdem alles zusammen. Ich konnte nicht arbeiten und ging auch nicht zur Uni. Mein Hund war mein bester Freund, genau wie du es oben schreibst. Recht hast! Besser als die meisten Menschen. Besonders schön fand ich auch die Stelle mit dem Glück und ich glaube, dass da vollkommen. Ich kann mir zwar kein Leben ohne Hund vorstellen, weil wir immer Hunde hatten, aber nach Nero kann ich mir auch kein Leben mit einem anderen Hund vorstellen. Ihn einfach ersetzen? Das würde ich immer denken. Und ich kann mir gerade auch nicht vorstellen, diesen Schmerz irgendwann noch mal durchzumachen. Auch nach den zwei Wochen, kann ich über all das nur schwer nachdenken und ohne los zu weinen schon gar nicht. Ich war seitdem auch noch nicht wieder zu Hause. Ich habe Angst davor und will da eigentlich auch gar nicht hin.
Ich wünsch Dir ganz viel Kraft und schick Dir ganz viel Liebe!