Menschen, Bilder und eine kleine Kotztüte für meine Emotionen

Meine Emotionen möchten kotzen. Ich stecke ihnen meinen Finger in den Hals, warte auf die aufsteigenden sauren Erinnerungs-Bröckchen und lasse meine Gefühle auf dem Unverdauten herumkauen. Widerlich. Meine Emotionen möchte kotzen und mich fragen, ob ich irgendwie scheiße bin. Ich antworte ihnen situationsbedingt wahrheitsgemäß. Und dann holen sie tief Luft, die Emotionen, und würgen mir alles entgegen, was ich jemals versuchte, ihnen schmackhaft zu machen.
Vielleicht gibt es bei Emotionen auch so etwas wie eine Nahrungsmittelunverträglichkeit. Oder es gibt Gefühle, die sich wie Lakritze verhalten: Konsumiert man davon zu viele, bekommt man Durchfall. Aber irgendetwas hat bei meinen Emotionen die Verdauung durcheinander gebracht.
All solche schrägen Bilder habe ich in meinem Kopf, vom Kampf mit Gefühlen, Emotionen, vorallem aber im Konflikt mit Erinnerungen.
Ich fühle mich nicht gut. Vor ein paar Tagen machte ich mir noch Gedanken zum Thema Traurigkeit und dass sie so normal sein kann. Und dann kam der Punkt, an dem ich selbst nicht mehr so genau wusste, ob ich traurig, depressiv oder in einer anderen Krise bin.
Jetzt lehne ich an der Ecke des Wandvorsprungs vom Fensterrahmen und trotz Kissen im Rücken drückt die Kante ein bisschen unangenehm gegen meine Wirbelsäule. Mein eines Ohr wird gewärmt von der Sonne, das andere von Heizung, die so stark gluckert, dass ich bezweifele, dass sie auch nur einen Hauch heiler ist als ich. Irgendwie beruhigend. Auch wenn sonst nichts an meinem Körper so wirklich warm ist.
Es gibt diesen Punkt des Mir-Schlecht-Gehens an dem ich den kompletten Rückzug antreten will. Menschen, die mich kennen, werden an dieser Stelle denken, ich sei ein wenig verwirrt, denn ich handele nur selten danach. Meistens werde ich zu einer Art menschlicher Dauerschleife von den schlechtesten Hits der letzten 27 Jahre. Ich erzähle immer wieder das Gleiche. Ich bin dabei anstrengend und negativ. Und warte auf den Moment, in dem mich all die betroffenen Personen fragen, ob ich irgendwie scheiße bin, kurz bevor sie tief Luft holen und mir entgegen würgen, was auch immer ihnen beliebt. Ich warte darauf, dass etwas passiert, das ich vor vielen Jahren erlebte: Fallengelassen werden, am besten noch mit einem Tritt hinterher. Meine Emotionen sind darauf eingestellt, ich durchlebe die dazugehörigen Gefühle seit Tagen immer und immer wieder, ohne dass die Situation heute real ist. Es ist das, was ich nicht verdaut habe und ich weiß nicht, ob ich es jemals im Klo herunterspülen können werde.
Ich nerve mich so sehr damit. Mit diesem alten Scheiß. Und ich mag mich deswegen nicht. Und wenn ich mich nicht mag, komme ich mit diesen schlechten Phasen noch viel weniger zurecht als sowieso schon. Es ist eine seltsame Form einer Identitätskrise, in der ich nicht weiß, wohin mit mir, viele viele, warum und ob mich wohl mal jemand drücken könnte. Jemand, der meiner Psyche eine kleine Kotztüte und mir einen warmen Kakao hinstellt.
Ich hole tief Luft, frage mich, ob ich scheiße bin, atme aus und will einfach nicht mehr drüber nachdenken.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert