Jana hat Depressionen – und sie schreibt darüber. Zuerst bei Twitter, dann in ihrem ersten Roman „Minusgefühle“, der im vergangenen Oktober erschien. Doch das, was man auf den 224 Seiten zu lesen bekommt, ist keine Krankengeschichte. Es ist das Ergebnis ihres Muts, intim, schamlos, persönlich und ehrlich über ihr Leben zu sprechen. Über ihr Leben zwischen Hell und Dunkel.
Foto: facebook.com/minusgefuehle |
Ein Buch, wie ein Kettcar-Song: Man fühlt es so sehr! Man denkt, man hat am Text mitgeschrieben – oder man wünscht es sich. Man ist beglückt, dass jemand Gedanken, Gefühle und Minusgefühle, die bei einem selbst so abgedroschen klingen, in etwas umformuliert, das das Potential hat, die (mediale) Sicht auf Depressionen zu ändern.
Dieses Buch zu lesen ist, als säße man mit der Autorin in einer dunklen, warmen Höhle aus Wolldecken, während sie so authentisch offenbart, dass sie mit der Diagnose “Depressionen” weniger umgehen konnte als mit dem Hirntumor, der laut Google für ihre Kopfschmerzen und die Antriebslosigkeit verantwortlich war.
“Niemand wünscht sich einen Hirntumor, doch im Gegensatz zu einer Depression ist so was einfach greifbar, finde ich.”,
schreibt sie und jeder Betroffene weiß, was sie meint. Jana erregt Aufmerksamkeit, aber kein Mitleid. Man zweifelt nicht an dem Wahrheitsgehalt des Buches, wünscht sich aber manchmal, man täte es. Einige Aussagen sind so “in your face”, dass ich froh war, im Kapitel über ihren Kater ein Ventil zum Heulen gefunden zu haben. Der Inhalt ist emotional. Doch wenn du depressiv bist, sind es eben diese Emotionen, die nicht an die Oberfläche kommen. Vielleicht ist genau das der Punkt, warum “Minusgefühle” weder als Ratgeber noch als Trigger für Depressive fungiert, sondern für jedes Publikum lesenswert ist. Es hilft, Depressionen (ein bisschen) zu verstehen, indem man mit der eigenen Verständnislosigkeit für manche Situationen konfrontiert wird. Depressionen machen keinen Sinn. Es ist, als würdest du Janas Buch lesen und nichts fühlen. Normalerweise schwer vorstellbar, doch genauso ist es, wenn du in einer depressiven Phase steckst. Ich bin dankbar, für jedes Gefühl, das Jana in mir hervorgerufen hat. Für mich persönlich enthält das Buch eine ganz wichtige Erkenntnis: Man muss nur sehr wenig gemeinsam haben, um sich verbunden zu fühlen. 99% von dem, was Jana erlebte, ist so fern von mir, dass ich es mir nicht einmal annähernd vorstellen kann und trotzdem weiß ich, wie sie sich fühlt, wenn plötzlich nichts mehr geht. Wenn man die Pizza noch bestellen, dem Boten aber die Tür nicht öffnen kann.
Ihre Geschichte zeigt, dass Depressionen jeden treffen können.
Und dass sich niemand für seine Depressionen schämen sollte, egal mit welchen Symtomen sie einhergehen.
Und dass sich niemand für seine Depressionen schämen sollte, egal mit welchen Symtomen sie einhergehen.
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Habe schon sehr viel von dem Buch gehört aber nach diesem schönen und in den höchsten Tönen lobenden Text, werde ich es definitiv auch lesen.