“Wer abbiegt, hat’s geschafft”, dieser Gedanke begleitet mich auf jeder Heimfahrt. Egal, ob ich mehrere hundert Kilometer gefahren bin oder nur in der nächstgrößeren Stadt war: nach Hause kommen fühlt sich gut an. Es gibt diese Konstante von “hier rein, 30-Zone, da rechts und dann gleich wieder abbiegen, bremsen, Motor aus & Zuhaus”. Wenn ich nun auf meinem Heimweg jemanden vor mir habe, der in ein Wohngebiet einbiegt, weiß ich, dass dieses “da links, dann geradeaus usw.” direkt vor ihm. Und dann fühlt sich mein Herz ganz kribbelig an, ich will dem Autofahrer High Five geben, weil ich mir Geschichten ausdenke, in denen der Ankommende erwartet und geliebt wird. Manchmal bin ich aber auch einfach nur neidisch, weil ich auch angekommen sein möchte. So sehr mich dieser “Wer abbiegt, hat’s geschafft”-Gedanke auch fasziniert, denke ich dennoch darüber nach wie es wäre ganz, ganz lange geradeaus zu fahren. Nicht nur, bis ich lustlos oder müde bin, sondern bis ich abbiegen will. Dort, wo es möglich ist, dass ich erwartet und geliebt werde. Bei jedem Ankommen.
Ich fahre gerne Auto. Mit und ohne Ziel. Auf direktem Weg oder auf alternativen Routen, solange mich das Navi nicht ganz in die Walachei schickt. Wenn ich alleine bin lege ich die besten Sitztanzperformances zu wirklich lauter Musik ab. Und wenn der CD-Player mal wieder eine CD “zerfressen” hat und das Lied stockt, brülle ich “Remiiix” dazwischen. Ich liebe es, mit offenen Fenstern zu fahren. Im Frühling schiele ich jede Minute auf das Thermometer, in der Hoffnung, nicht zu erfrieren, wenn ich Luft reinlasse. Ab und zu verlässt mich meine Geduld. Dann sitze ich in dicker Jacke, mit aufgedrehter Heizung und offenen Fenstern da und simuliere Sommer. Allerdings wirbelt dann all der Müll und Kram im Innenraum umher. In einer der ersten One Tree Hill-Folgen heißt es: “Die schönsten Frauen haben die schmutzigsten Autos” oder so ähnlich. Nach diesem Motto lebe ich. Mit dem Wunsch, so viel Müll im Auto zu haben, dass ich davon schön werde. Ich fahre Verpackungsmüll, leere Getränkebecher und Essensreste genauso wie Pferdezeug (inkl. deren Haaren) und ne Wolldecke mit mir umher. Außerdem habe ich 1000 CDs, Diabetes-Notfall-Sachen, nen Nagelknipser und ne zweite Antenne dabei. Die Antenne lag da, als ich mein Auto vor knapp fünf Jahren gekauft habe. Ich bin noch nicht dazu gekommen, sie woanders hinzupacken.
Mein Auto ist meine Freiheit. Klingt pathetisch, ist aber so. Ich wohne auf dem Dorf, hier sind öffentliche Verkehrsmittel begrenzt und ich fahre extrem ungern Bus. Ich bin erwachsen, wenn ich fahre. Und trotzdem so unglaublich jung. Und frei.
Pogo, mein Auto, ist ein VW Polo. Er bekam seinen Namen, weil er am Anfang recht gerne mit anderen Sachen kollidierte. Carport-Pfeiler, Garagen-Wände, andere Autos. Es war sein Wille, ich konnte da echt nichts für.
Wir haben zusammen U-Boot-like Unwetter überstanden, haben uns ne neue Lichtmaschine, ne neue Batterie und so Schnickschnack wie neue Glühbirnen gegönnt. Es war um 23h im Winter doch dunkel ohne Licht. Der Lack brauchte mal ein bisschen Unterstützung und auch einem Reifen ist mal die Puste ausgegangen. Bevor ich jemals den ADAC anrufen musste, hat mir immer mein liebster Onkel geholfen – deswegen Danke an dich.Beim Autobahnfahren finde ich es wunderbar, wenn es Leute mit ganz ähnlichem Fahrstiel findet. Mit denen man zeitgleich ein- und ausschert. Die gleiche Geschwindigkeit fährt und irgendwie für sehr begrenzte Zeit eine extrem coole Gang ist. Doch noch wunderbarer ist es, wenn son Mensch im gleichen Auto sitzt. Am Steuer oder als Beifahrer. Und ich kenne jemanden, der gleichenteils kompetent am Steuer und lässig als Beifahrer ist. Und dieser jemand, kann ganz wunderschön Florence and the Machine-Lieder singen. Und “New York” von Tomte, das auch. Das macht mich sehr glücklich.