Nur son Gefühl.

Der Unterschied zwischen einfach nur rumhängen und  depressivem Vegetieren ist manchmal schwer zu sehen. Für Außenstehende noch mehr als für mich selbst. Meistens ist es nämlich für mich fühlbar. Weil ich entweder Entspannung (Serien gucken, Cookies essen, schlafen, Nägel lackiern: Entspannung) fühle oder eben nichts (Ein Geräusch? Aha. Licht? Mhm. Decke über den Kopf? Okay. Und sonst so? Nichts.) fühle. Letztendlich fehlt der Genuss. Das ist ähnlich wie mit dem Traurigsein und in einer depressiven Phase stecken. Es ist nicht das gleiche. Traurig sein ist ein Gefühl. Das ist, wenn du dir dann noch “P.S. Ich liebe dich” reinziehst und so heulst, dass du kurz überlegst, ob du über dich lachen solltest. Depression ist mehr son…
Seit drei Tagen öffne ich den Entwurf dieses Posts immer wieder, lese die paar Sätze und denke darüber nach, was die Depression nun ist. Sie ist ein raumforderndes Nichts. Eine Taubheit, ohne Taubheitsgefühl. Ein Leben ohne Lebendigkeit. Sie ist nicht definierbar.
Seitdem ich diesen Blog führe, habe ich ein anderes Verhältnis zu meiner Depression bekommen. Ich sehe, dass sie immer in mir ist, dass ich nicht fürchten muss, aus dem Nichts überfallen zu werden. Gerade wollte ich schreiben, dass sie ein Teil von mir ist. Was mir aber im Zusammenhang mit dem Ziel meiner Bloggerei (s.o.) doch hochgegriffen erscheint. Der Punkt ist, dass ich weniger Angst vor ihr habe. Weil ich tatsächlich eine gewisse Kontrolle über sie ausüben kann – zumindest zeitweise. Früher bin ich gerannt und hatte die Depression im Nacken. Und ich bin schneller gerannt, desto näher sie kam. Und desto schneller ich war, desto doller habe ich mir die Seele beim Hinfallen aufgeschürft. Nun gehen wir nebeneinander, aber nicht Hand in Hand. Vielleicht ist es so, wie mit jüngeren Geschwistern, auf die man aufpassen muss, aber eigentlich keinen Bock hat. Man schielt hin, aber ist froh, wenn sie alleine spielen. (Ne genaue Vorstellung habe ich da als Einzelkind nicht.) Gleichzeitig fürchte ich mich weniger davor, traurig zu sein. Oft war für mich Traurigsein der Einstieg zur depressiven Phase. Dabei ist traurig sein so normal. Und alles, was ich will, ist normal sein – ich möchte jetzt keine Diskussion zu “Was ist normal?”.
Ich glaube, ich lerne Gefühle zu schätzen. Ich nehme jeden Tag unzählbar viele Gefühle war: ich bin feinfühlig. Ich bin sensibel. Ich fand das nie gut. “Sensibelchen”, das sagt doch alles über einen. Aber vielleicht ist es nicht schlimm. Dann fühl ich halt n bisschen was ab. Fühl was durch. Fühl was weg. Fühl im Kreis und hochhinaus.

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