Hallo, Katharina.
Wenn ich an dich denke, rauschen so viele Gedanken durch mich durch und an mir vorbei. Ein Sturm mit pastellfarbenen Hagelkörnern aus dunkelgrauen Wolken prasselnd. Du bestimmt selbst, wann der Himmel wieder aufklart. Hab weniger Angst davor. Du brauchst keinen tristen Hintergrund, weil du denkst, nur davor schön zu sein. Du bist schön, wenn du schön sein willst. Auch, wenn dein letzter Hagelschauer Schäden hinterlassen hat, liebt dich niemand weniger. Alles, was kaputt geht, reparierst du auf deine Art. Unkonventionell und mit einem Hauch zu vieler stumm geschluckter Gedanken. Egal, ob heile oder nicht, du liebst. Und das ist großartig. Denn du tust es auf eine Weise, die andere Menschen schützt. Du kämpfst für sie, doch wenn du Blut an den Händen hast, dann nur, weil du kurz ein Herz streicheltest. Denn du weißt, dass das hilft. Und dass Herzen Wärme brauchen, genauso wie deins. Es ist nicht verwerflich, seine Sehnsüchte zu kennen und sie stillen zu wollen. Manchmal ist es ein Gefühl, dass dir sagt, dass es richtig ist, etwas zu tun – oder falsch. Ich denke, du hast mehr Gefühl, als Verstand. Ich meine das nicht böse, ich meine, dass es für das Ausmaß deines Fühlens kein Gegengewicht geben kann. Es gibt keinen Grund, dir nicht zu vertrauen. Und das sage ich dir und nicht anderen. Du selbst sollst dir trauen. Du musst es, sonst treibst du immer weiter durch den Tümpel fremder Meinungen. Die anderen, Katharina, wer sind die? Bitte, bitte hör auf, ihnen eine so große Bühne zu geben. Jeder “andere” hat sein eigenes kleines oder großes Theater, das nichts mit dir zu tun hat. Du bist okay, so wie du bist. Und du hasst es, wenn deine Therapeutin das sagt, ich weiß. Und trotzdem sage ich es auch. Du bist okay, absolut okay, richtig okay, so wie du bist. Du bist okay, wenn du traurig bist. Du bist okay, wenn du glücklich bist. Du bist okay, wenn du nicht weißt, was du fühlst und du bist okay, wenn du nichts fühlen kannst. Das ändert alles nicht an dem, was dich liebenswert macht. Dein Herz, deine Seele und dein Kuchen sind immer gleichermaßen geschätzt. Und süß. Also passe auf das auf, was dich ausmacht. Passe auf das auf, was dir hilft, zu sehen, zu fühlen, zu schmecken, zu hören und zu tasten – alles erleben zu können. Passe auf dich auf. Und dann tanz auf deiner eigenen Bühne und genüge dir als Hauptdarstellerin. Dann wirst du auch endlich den Applaus wahrnehmen.
Liebe Grüße
das Ich, das dich liebt
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Meine Therapeutin hat mich gebeten, einen Brief an mich zu schreiben. Dieses Spielchen kennen sicher einige. Aber es ist mir bisher nie gelungen, so zu mir zu sprechen, als würde ich mich von außen betrachten. Es fällt mir unheimlich schwer, den Text zu veröffentlichen, weil es mir jetzt schon wieder so unangenehm ist, dass ich gute Dinge zu mir und über mich sage. Ich poste ihn trotzdem in der Hoffnung, irgendwann zu lernen, dass man nett zu sich sein darf.
Hallo Katharina!
Wow, unfassbar schön geschrieben! So wunderbare Worte. Ich weiss gar nicht, was ich sagen soll. Es nimmt einen wirklich mit, vielleicht auch weil ich einiges ein bisschen von mir kenne.
Ich wünsch Dir all die Kraft, dass du dahin kommst, alles was du erreichen möchtest. Ich bin mir sicher, dass du stark genug dafür bist.
Liebe Grüße,
Lisa