In der zweiten Nacht habe ich die Sache mit dem Pumpe und Schlauch fest-tapen wohl ein bisschen übertrieben und den Schlauch abgeknickt – oder lag es an etwas ganz anderem? – das Ergebis war zumindest 446mg/dl (24,8mmol/l) mit Trendanzeige “steigend” und mir war klar, dass das nicht ein einfaches Problem mit der Basalinsulin-Menge war. Mein erster Infusionssetwechsel in der Nacht inklusive Sorge, dass das nun ständig passieren wird. Nach der Nacht fühlte ich mich wie ein Zombie, hatte aber zum Glück gleich morgens einen Termin bei meiner Diabetes-Beraterin und versuchte mit ihr, Lösungen zu finden. Pumpine braucht einen eigenen Schlafanzug! Ich will schlafen können ohne Angst zu haben, die Insulinversorgung zu unterbrechen, aber die Pumpe auch nicht die ganze Zeit als Gewicht spüren. Von den verschiedenen Pumpenherstellern gibt es ja so einiges an Zubehör, was man sich umschnüren, anklemmen oder sonst wie tragen kann. Die Sachen bekommt man, soweit ich weiß, grundsätzlich von der Krankenkassse erstattet. Ich habe mir von meiner Diabetesberaterin einen Trageband für den Oberschenkel verschreiben lassen. Das Problem damit: Ich komme in den Tüdel, wenn ich nachts auf Toilette will. Tragegurt, Schlauch, Katheter, Pipi, Hilfe. Es kommt zu der Situation, dass ich am Katheter ziehe und das ist für mich eines der ekligsten Gefühle bei der ganzen Pumpenangelegenheit. Als wäre ich angeleint – unfassbar unangenehm. Am gleichen Tag, an dem der Oberschenkel-Band ankam, kam allerdings noch eine andere Lieferung. Kein spezieller Diabetikerbedarf, sondern etwas zweckentfremdetes: ein Jogginggurt. Zwar gibt es so einen ähnlichen auch als Pumpen-Zubehör auf Rezept, nur erschien mir dieser, zumindest den Bildern nach, als geeigneter. Ein strechiger Gürtel mit Schlitzen, in die beim Sport Handy und Schlüssel gesteckt werden können. Der sich beim Schlafen aber auch 1A als Pumpen-Zuhause erweist. Solange der Gurt fest um meine Hüften liegt, rutscht die Pumpe darin nicht umher. Wenn der Gurt lockerer sitzt, kann Pumpine eine Rundreise starten, was auch wieder nicht so angenehm ist. Ich vermeide das, indem ich den Gürtel hinter der Pumpe zusammenbinde. Was auch geht, ist den Clip-Halter zu nutzen und die Pumpe damit an den Gürtel zu heften. Das ist sicherlich alles noch optimierbar, aber vom Komfort her ein deutlicher Fortschritt für mich. Nur schön fühle ich mich damit nicht. Nachts vielleicht nicht so wichtig, aber trotzdem mache ich mir einen Kopf darum. Ich mache mir mehr Gedanken um das Aussehen mit Pumpe, als um das Aussehen mit dem Freestyle Libre. Irgendwie ist dieser Knopf an meinem Arm einfach nicht so persönlich, so nah, so intim wie ein Pflaster am Bauch das mit einem Schlauch verbunden ist, der zu dem Gerät führt, das manchmal leise “bssst” macht, wenn der Ampullenstopfen weiter vor gedrückt wird. Manchmal guckt der Schlauch unter dem T-Shirt-Bund hervor und mein Gefühl und ich werden uns nicht einig, ob das voll okay oder super unangenehm ist. Es wäre sehr einfach zu sagen, dass mir das alles zu unbequem ist. Doch es gibt eben auch das genaue Gegenteil von “mit der Pumpe läufts nicht”. Mit der Pumpe läufts nämlich schon. Ich kann mir eigentlich schon jetzt nicht mehr vorstellen, auf die detailreichen Änderungsmöglichkeiten der Basalrate und des Bolus-Faktors zu verzichten. Ich befinde mich insbesondere vormittags fast durchgehend im Zielbereich. Nach ein paar Tagen mit einer Hypo am Vormittag war deutlich, welche Einstellung ich minimal korrigieren musste und auf einmal war alles schön. Ich brauche durch die Pumpentherapie echt weniger Insulin und ich bin richtig motiviert, an der perfekten Einstellung zu arbeiten – da sind sogar die ganzen Basalratentests okay. Wären die schlechten Nacht-Werte nicht, wäre ich, glaube ich, auch einfach belastbarer und könnte diese Phase leichter nehmen. Immerhin war ich in der letzten Nacht schon nicht mehr über 250mg/dl (13,9mmol/l).
Ob es weitere Fortschritte gibt und wie nervig es sein kann, wenn der Katheter einfach nicht halten will, lest ihr bald!