Mir fehlt der Alltag, den ich vorm Schub hatte. Irgendwie brauchen Dinge manchmal lange, um mein Gehirn zu erreichen. Als der Schub anfing, wusste ich, dass es einer ist. Auch ohne Bestätigung eines Arztes. Trotzdem war ich überzeugt, die Sache schnell abhandeln zu können. Und nach dieser Woche ist mir so was von klar, dass das nicht der Fall ist. Das macht mich traurig. Mir fehlt so vieles. Mir fehlt Kraft, Energie und Stolz. Und mir fehlt das, was bis vor ein paar Wochen da war. Eine Struktur, wenn auch eine lockere. Aber ich wusste, was ich an einem Tag zu erledigen habe und was ich schaffe. Ich sah andere Gesichter als mein unbeeindrucktes im Spiegel und hörte andere Stimmen anstatt nur das Rumgewimmer in meinem Kopf. Ich habe das Gefühl, all das ist ewig her. Ich habe das Gefühl, in der Zeit, die ich zu Hause bin, hat sich ein ganz anderes Leben um mich herum entwickelt. Und auch, wenn ich davon spreche, Gefühle zu haben, fühle ich so unheimlich wenig. Käseglockenmodus. Mir geht es mit der Medizin besser, das auf jeden Fall. Aber trotzdem ist es nicht gut. In meinem Kopf funktioniert nichts so richtig. Wenn ich etwas in der Küche suche, mache ich grundsätzlich die falsche Schublade auf, wenn ich irgendwo hin will, gehe ich in die falsche Richtung. Ich bin alle. Und das soll ich also akzeptieren. Die, die ich mir erkämpft habe, zu sein, ist gerade irgendwo anders. Muss ich das jetzt von vorne aufbauen? Und: Ab wann dann? Wann weiß ich denn, dass ich starten kann, ohne dass mir mein Körper, wie nach Montag, eine runter haut? Ich finde das kompliziert. Ich bin so müde. Meine Augen sind einfach müde. Mir ist danach, umsorgt zu werden. Frühstück ans Bett, belustigt werden, gerne auch viel zu teuere Geschenke oder selbstgebasteltes, Umarmungen, Eis. Ich weiß es nicht. Den Tag zu verbringen bedeutet zurzeit einfach nichts anderes als durchzuhalten. Aber am Abend durchgehalten haben + lieb gehabt geworden zu sein, fände ich halt schöner. Alles schwierig. Ich bin müde.