Augen zu und durch

Schönheit soll ja im Auge des Betrachters liegen. Doch was ist, wenn ich nicht bereit bin, hinzugucken? Also… mich anzugucken. Mein Problem mit mir ist im Moment wieder groß. Größer als die letzten Monate. Keine Ahnung, ob es nur an den 4kg mehr auf der Waage oder auch an der fehlenden Rückmeldung im Alltag liegt. Ich fühle diese Hässlichkeit so sehr. An den Beinen, im Bauch, im Gesicht – mitten in der Hackfresse. Ich kann es nie gut finden. Was ich sehe. Wenn ich mich “hübsch” finde, dann in einem Maße von “soweit es eben möglich ist”. Ich habe keine Vision von mir in gutaussehend. Wenn ich versuche, mir ein Bild davon vorzustellen, erscheinen andere Menschen vor meinem inneren Auge. Vor einigen Monaten habe ich mir eine Art Ranking-Liste erstellt. Von hässlich bis hübsch. Platz 1 bis 10. Diese Liste ist ausgedruckt und liegt in meinem Nachtschrank. Darauf zu sehen sind Bilder von Fremden, von RTL-Kuppelshow-Kandidatinnen, von Künstlern und Personen aus dem öffentlichen Leben, von Leuten, die ich doof finde und welchen, die ich sehr mag. Ich wollte diese Liste, um mich einordnen zu können. Und ich habe mich eingeordnet. Sehr nah von “hässlich”. Dann habe ich darüber ein bisschen geheult und dann wars okay erst einmal. Als Kind habe ich überlegt, ob an meiner Wirbelsäule ein Reißverschluss ist und ich eigentlich nur verkleidet bin – meine Vermutung damals: Ich bin eigentlich ein Gorilla. Heute weiß ich, dass dem höchstwahrscheinlich nicht so ist. Ich habe keine alternative Fassade zur Verfügung. Und hier wächst sich wohl auch nichts mehr zurecht. Ich hatte echt mal Hoffnung. Sie bestand daraus, dass ich dachte, wenn ich so und so alt bin, kann ich ganz anders aussehen. Aber ich habe inzwischen all diese so und so-alts hinter mir und sah nie so aus, wie ich mir das vorgestellt habe. Morgen will ich shoppen gehen. Ich freue mich. Eigentlich. Uneigentlich graut es mir so sehr vor der Konfrontation mit zu enger Kleidung, mit zu knautschigem Gesicht und mit andren Frauen, die immer schöner sind. Und selbst, wenn sie es nicht sind, dann tun sie wenigstens so.
Ich bin so supergerne ein Mädchen. Aber es wäre schöner, schön zu sein. Schlicht und einfach im ganz klassischen Sinne. Mit weniger Fett, mehr Ausstrahlung und irgendwas beneidenswertem.

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