Ich habe ständig Angst, dass ich eine Blinddarmentzündung bekomme. Warum? Weil das durchaus realstisch ist, dass es irgendwann soweit ist und weil ich dann sofort operiert werden muss. (Natürlich kann dieser Fall auch nach einem Unfall oder bei anderen Erkrankungen eintreten, aber nehmen wir es mal als Beispiel). Mein Blutzuckermanagement fremden Leuten zu überlassen, erscheint mir doch als sehr mutig. Die haben da im Krankenhaus vielleicht ihr Schema X nach dem sie handeln, doch ob das bei mir passt, weiß doch keiner. Wenn es ganz blöde läuft, haben sie eventuell nicht mal irgendein Schema. Ich bin kein Fan von Krankenhäusern und den Ärzten dort und ich hätte gerne eine Absicherung, dass ich einen persönlichen BZ-Assistenten für eine OP erhalte. Am liebsten würde ich meine Dia-Beraterin mitnehmen. Ob das möglich ist? Ich sollte sie beim nächsten Termin mal darauf ansprechen: “Wissen Sie, ich habe mir da etwas überlegt. Für den Fall der Fälle, versteht sich…” In der Realität wird es meine Mutter sein, die alle zusammenscheißt, wenn niemand konzentriert die Werte beobachtet. Trotzdem ist das etwas, das mich beschäftigt. Abgesehen davon, dass OPs auch ohne Zusatzsorgen schon genug Aufregung erzeugen. Sogar, wenn gar keine ansteht – wie bei mir.
Der Typ 1 war bisher bei zwei Krankenhausaufenthalten dabei. Beim ersten, das war 2009, bekam ich u.a. eine dreiviertel Scheibe Brot mit abgewogener Halbfettmargarine zu essen. Die wussten da voll mit Typ 1 Bescheid, echt. Und ich, als kleine Deprimaus, habe nur große Augen gemacht. Der zweite Krankenhausbesuch war dann 2014 und ich glaube, ich habe dort innerhalb von drei Tagen sogar zugenommen. Ich durfte selbst messen und den Krankenschwestern die Werte mitteilen, ich habe alles selbst geregelt und habe von Honig-Brötchen bis Focaccia alles serviert bekommen.
Solange ich die Kontrolle habe, ist es okay.
Die Kontrolle ist aber auch dann weg, wenn man bei einer Hypo auf Fremdhilfe angewiesen ist. Das war bei mir bisher einmal so, wobei ich mir letztendlich doch nicht helfen lassen habe (die wollten mich mit ins Krankenhaus nehmen, entschuldigung?!). Ich war kurz vor unterzuckert, habe noch einen süßen, fetten Joghurt gegessen, aber wohl war mir vorher schon nicht. In meinem Bauch war ordentlich Karate und ich habe noch versucht einen Tee mit Traubenzucker zu trinken, da war schon alles zu spät. (Zu spät in säääämtliche Richtungen). Damals hatte ich kein Hypokit und auch keinen Flüssigtraubenzucker, was sich danach geändert hat und immer überall deponiert ist. Ich habe in einem Dämmerzustand eine gefühlte Traubenzuckerjahresration versucht runterzubekommen bzw. im Mund aufzulösen, aber kam aus der Hypo nicht raus. Letztendlich war ich irgendwann kurz weg und dann kam auch der Krankenwagen. Und ich habe gesagt: “Ich dachte, Sie könnten mir was spritzen oder so.” Und der freundliche Mann hat gesagt: “Klar, aber dann müssten wir Sie mitnehmen.” Damit war ich nicht ganz so zufrieden.
Seitem habe ich ernsthaft Panik vor Magen-Darm-Infekten. Es muss nur ein Minipiks in der Magengegend sein und in mir geht der Alarm los. Ich habe die Hoffnung, dass das irgendwann besser wird, wenn ich den nächsten Magen-Darm-Infekt “gut” überstanden habe. Eine andere Lösung wäre auch, mir einfach nie wieder einen einzufangen.
Zusammengefasst liegt das Problem wirklich bei dem Kontrollverlust. Ich werde schon nervös, wenn ich jemanden meine Pen-Nadel wechseln lasse.