Mit den Toten zusammen singen

TW: Tod, Suizidgedanken

Meine Oma ist gestorben. Mein Opa ist gestorben. Er zu erst, wenige Monate später sie. Trotzdem steht sie an erster Stelle. Aus Gründen. Meine Oma ist gestorben, während ich mit Corona in Quarantäne in meiner Wohnung saß. Allein. Vielleicht war ich selten so allein wie an diesem Tag. Insbesondere, weil nicht mal ich bei mir war. Ich wusste, dass ich in dem Moment keine Trauer verkraften kann. Keine einzige Phase davon und schon gar nicht die Depression. Und dann kam genau sie, die Depression und zum ersten Mal hat sie mich verändert. Sie hat mich zweifeln lassen. Zweifeln an dem Leben – an meinem Leben.

Die letzten Monate haben mich zerstört. Bis aufs Fundament ist alles zusammengebrochen. Ich lag auf dem nackten Boden. Und dabei gab es unheimlich viele Dinge, die ich verstehen musste. Die ich lernen musste, annehmen musste, loslassen musste.

Es gab einen Punkt, an dem ich wusste, dass das alles nicht mehr geht. An diesem Punkt war ich noch nicht so oft in meinem Leben. Es gab den einen, 2010, als ich mich in die psychiatrische Tagesklinik habe einweisen lassen. Dann gab es vielleicht noch ein, zwei, bei denen ich dankbar bin, dass sie in diesem Moment nicht so präsent in meiner Erinnerung sind. Aber vor ein paar Wochen war es wieder soweit, und die Erinnerung daran ist frisch.

Ich wollte sterben. Also ich wollte an sich nicht sterben. Aber ich wollte mich einfach unfassbar gerne umbringen. Ein Teil von mir wollte das. Ich wusste, dass ICH das eigentlich nicht will. Dafür gibt es sehr viele Begründungen – unter anderem, dass ich ja prinzipiell nie sterben will. Ich bin wirklich kein Fan von dieser ganzen Tod-Sache. Keine Ahnung, warum das niemand meinen Großeltern rechtzeitig gesagt hat. Aber das ist was anderes. Das alles hat so viele Facetten. Und ich habe jede einzelne davon überlebt. Heute scheint die Sonne und (das) Leben tut mir gut. Vielleicht werde ich davon erzählen. Von dem, was war, von dem, was kommt. Von dem, was ist. Mit all den Narben und der Hoffnung und den Toten auf dem Rücksitz.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert