Hallo.
Tschüss.
So ist mir.
Gestern, Dienstag, bin ich aufgewacht und fühlte mich wirklich deutlich besser. Ich habe die Augen aufgemacht, die Sonne schien und ich dachte: Du hast’s geschafft, jetzt wird’s wieder gut. Ich hatte Pläne, die die Pferde besuchen und zur Schule gehen beinhalteten. Also bin ich aus dem Bett gehüpft, habe gefrühstückt. Und mit jedem Kauen verlor ich meine Kraft, meine gute Laune und das Glücksgefühl. Dann habe ich mich wieder hingelegt und dieses kleine “Yeeha”-Gefühl kam auch nicht zurück. Das hat mir mächtig den Tag verhagelt. Weil ich echt dachte, der Tag würde etwas anderes bringen. Letztendlich hing ich dann viel zu viel vorm Laptop und habe gegessen. Gegessen, gegessen, gegessen. Das ist ein großes Thema gerade. Ich esse nie nur für meine Grundversorgung. Ich esse aus Langeweile, aus Frust, aus Spaß, als Belohnung, ich esse immer. Aktuell habe ich viel Frust und viel Langeweile. Ich weiß nicht wie viel ich in den letzten Wochen zugenommen habe, aber es ist durchaus zu viel. Neben dem, dass ich mich wieder sehr unwohl damit fühle, mache ich mir auch Gedanken über die Auswirkungen auf die MS. Ich habe in den letzten Tagen einiges darüber gelesen. Auch wenn es keine ultimative MS-Diät gibt, findet man einiges, worauf man achten sollte. Ähnlich wie es Lebensmittel gibt, die einem einen besseren Blutzuckerwert beschweren, gilt es hier etwas zu finden, das die Entzündungen nicht noch fördert. Ich habe im Moment nicht genug Gehirn im Kopf – so fühlt es sich zumindest an – um da jetzt mit irgendwelchen Fremdwörtern, Fachbegriffen und sonstigem um mich zu werfen… das ist mir auch schon wieder alles zu anstrengend. Das, worauf ich hinaus will, ist: Mein Alltag ist zurzeit zu 90% eingeschränkt. Was mir bleibt sind (begrenzt) Serien und Filme gucken, lesen, Musik hören, rumliegen (inklusive schlafen), baden, vielleicht mal rumsitzen und backen. Ich liebe backen. Das entspannt mich, das kann ich, das ist schön. Und immer, wenn ich hier im Moment etwas Energie verspüre, backe ich. Und esse es dann, klar. In meinem Kopf ist es ein Horror, wenn das jetzt auch wegfällt, um auf raffinierten Zucker, Weißmehl, zu viel Eier usw. zu verzichten. Natürlich weiß ich, dass es alternativen gibt. Ich experimentiere auch gerne und alles schön und gut. Aber mir gefällt genau das Gebacke, das ich mache. Und mir gefällt Schokolade. Und mir gefallen Tucs. Und gerade da habe ich das Gefühl, die sollten mir im Moment doch weniger gefallen. Außerdem habe ich ziemlich viel Ei gegessen. Obwohl ich schon vor dieser Woche wusste, dass das nicht gut ist, habe ich halt sehr nach diesem “Das nimmst du mir jetzt nicht auch noch, Arschloch” gelebt. Ich esse auch gesund, so ist’s auch nicht. Ich trinke jeden Tag einen grünen Smoothie, hau da zusätzlich Chia-Samen oder Leinöl mit rein. Ich esse Porridge, ich esse Vollkornkram, ich esse noch mal extra Portion Grünzeug, trinke genug Wasser, pipapo. Aber der Rest kommt eben dazu. Als ich 2010 Vegetarierin wurde, habe ich mir am Anfang ganz viel aufgeschrieben. Auch, wenn das Vegetarier-Dasein an sich nicht kompliziert ist, wollte ich trotzdem sone Art Leitfaden. Das hat gut geklappt. Ich habe zwischendurch mal mehr, mal weniger erfolgreich vegane Wochen eiingelegt und habe im letzten Jahr 2x die 5 Tage-Detox-Kur von Our Clean Journey gemacht. Ich habe eine Zeitlang auf raffinierten Zucker verzichtet, kaum Weißmehl gegessen und es gab drei Monate, in denen ich auf Gluten verzichten musste. Es ist mir also alles nicht fremd und trotzdem scheint es mir gerade nicht lösbar. Oder eher nicht machbar. Das Kochen habe ich zu 99% auf meine Mutter geschoben – ist mir alles zu anstrengend.
Als ich heute aufgewacht bin, hatte ich gleich schlechte Laune – kann allerdings auch an meinem Hormonhaushalt liegen. Zumindest habe ich diesem Tag keine richtige Chance gegeben. Dann war ich vorhin kurz Lebensmittel kaufen, weil ich mir selbst was aussuchen wollte und mein Körper hat sich einen abgekichert über diesen Versuch. Und ich habe im Laden ein bisschen rumgeheult: NA JA.
Was die MS-Symtome angeht, geht es mir eigentlich besser. Heute Morgen war es komischer Weise wieder blöder in den Beinen. Was bleibt ist diese unmenschliche Kraft- und Energielosigkeit. Meine allgemeine Krankheitsgeschichte zieht sich wirklich über viele Jahre voller Beschwerden. Aber ich dachte aus irgendeinem Grund immer kraft- und energielos und müde wäre das Gleiche. Und das ist es so gar nicht. Was mich auch immer noch wahnsinnig macht, ist diese Konzentrationsschwäche. Nach drei Sätzen bekomm ich nur noch die Hälfte von ner Unterhaltung mit. Seit dem Wochenende denke ich wieder ständig, dass ich gerne für die Schule lernen würde. Funktioniert halt nur nicht. Außerdem habe ich nach dem letzten Versuch Panik, dass ich nach einem Schulbesuch wieder ganz unten bin. Ich hätte gerne eine vorgegebene Grenze, bis wohin ich körperlich gehen kann, ohne mich selbst reinzureiten. Schließlich kann ich doch auch nicht kräftiger werden, wenn ich nur rumliege und meine Muskeln keine Chance haben, sich zu stärken. Ich hätte unheimlich gerne nen Master-Plan mit Zeitangabe, wann “alles wieder gut sein wird”. Zwischendurch war ich resigniert genug, um die Sache hinzunehmen. Hinzunehmen, dass das Schuljahr vielleicht gelaufen ist. Hinzunehmen, dass ich kugelrund bin. Hinzunehmen, dass ich kaum raus kann. Hinzunehmen, dass ich scheinbar kein normales Leben packe. Aber nun bin ich wieder unzufrieden. Ich will das alles nicht. Und ich will auch nicht, dass meine Finger das hier zu anstrengend finden. Ich will weg.